Die perfekte Wasserlage – Wege zum richtigen Trimm in Sidemount

Hallo Zusammen,

heute stellen wir Euch den zweiten Blog von Oliver/nakatomi vor. Er hat sich viel Zeit genommen, um Euch auf eine spannende und interessante Weise an das Thema Sidemount Tauchen heranzuführen. Wir sagen an der Stelle Oliver ein dickes DANKE! Den Text haben wir ebenfalls im Forum gepostet. Sollten Fragen von Euch kommen, habt Ihr da eine gute Möglichkeit diese zu stellen. Oliver wird diese Euch sicher gerne beantworten. Und nun wünschen wir Euch viel Spaß beim Lesen…

Was versteht man unter dem “Trimm” und der “perfekten Wasserlage”?

Als “Trimm” bezeichnet man üblicherweise die Position eines Tauchers im Wasser oder besser gesagt seine Schwimmlage.

Muss Blei abwerfbar sein?

Eine beliebte Frage, insbesondere in der Ausbildung und bei Betrachtung vieler Sidemount Systeme. Allerdings kommt es auf die Rahmenbedingungen an. Ein Taucher sollte jederzeit in der Lage sein aufzutauchen. Ob bei einem Defekt des Auftriebmittels oder des Trockentauchsystems. Dies kann man auf verschiedene Wege erreichen – ein Bleiabwurf ist nur eine Option. Zu vermeiden ist aber der unbeabsichtigte Bleiverlust. Bei einer Dekompressionsverpflichtung bestünde sonst durch einen zu frühen und/oder zu schnellen und somit unbeabsichtigten Aufstieg ein sehr hohes Gesundheitsrisiko.

Und damit sind wir beim Thema “balanced rig” – das mit dem perfektem Trimm einhergeht.

Im Idealfall sollte ein “balanced rig” erreicht werden. Die Bleimenge muss so bemessen sein, dass man sich mit (fast) leeren Flaschen im flachen Wasser noch austarieren kann. Gleichzeitig darf nicht zu viel Blei mitgenommen werden, damit man bei vollen Flaschen in großer Tiefe noch genug Auftrieb erzeugen kann, um auch bei defektem Wing oder Trockentauchanzug aufsteigen zu können. Zu viel ist schlecht und zu wenig ist auch schlecht, die Menge muss stimmen.

Im Normalfall sollte der Taucher eine vollkommen waagerechte Schwimmlage einnehmen. Die Betonung liegt hier auf “normal”, denn es gibt eine Reihe von Situationen, in denen ein Taucher in der Lage sein muss seinen Trimm zu variieren. Als Beispiel sei der Bremsberg in der Grube Christine genannt, ein 35prozentiges Gefälle von deutlich weniger als 2 Meter Höhe und gut 40 Meter Länge. In einer waagerechten Wasserlage, würde ein Taucher hier beim Abstieg im Bremsberg mit den Flossen den Boden berühren und das vorhandene Sediment aufwühlen.

Das Foto wurde von Laurent Miroult aufgenommen in Jackson Blue im "Kamin", der in einem 45 Grad Winkel von 15m auf 30m Tiefe führt.
Das Foto wurde von Laurent Miroult aufgenommen in Jackson Blue im “Kamin”, der in einem 45 Grad Winkel von 15m auf 30m Tiefe führt.

Entsprechend wird als Kompensation eine um 35 Grad nach vorne geneigte Schwimmlage eingenommen, um dem Gefälle entgegen zu wirken. Demnach wäre der Taucher nicht mehr im eigentlichen Sinne “waagerecht”, sondern 35 Grad nach vorne geneigt, streng genommen aber immer noch parallel zu seiner Umgebung.
Der Taucher sollte demnach stets in der Lage sein eine, den Umständen angepasste, “perfekte” Wasserlage einzunehmen – horizontal als auch vertikal.

Die Körperhaltung als Grundvoraussetzung für einen kontrollierten Trimm

Die elementare Voraussetzung für einen guten Trimm ist die korrekte Körperhaltung. Der Rücken sollte gerade sein, mit einer Tendenz leicht in das Hohlkreuz zu gehen, der Blick nach vorne gerichtet und der Kopf leicht in den Nacken gelegt. Am Übergang zwischen Ober- und Unterkörper spielt die Hüfte eine wichtige Rolle. Diese darf auf keinen Fall abgewinkelt sein sondern sollte “durchgedrückt”, bzw. gestreckt werden, bei leicht angespannter Po-Muskulatur.

Das sorgt dafür, dass sich Ober- und Unterkörper in einer geraden Linie befinden und nicht, wie bei einem Klappmesser, in einem Winkel zueinander stehen. Eine Besonderheit in Sidemount ist die variable Stellung der Knie und der damit verbundene Winkel der Unterschenkel. Während dieser Winkel in Backmount üblicherweise gut 90 Grad beträgt, die Unterschenkel also im Normalfall senkrecht nach oben zeigen, so muss dieser Winkel bei einem Sidemount Taucher weitaus häufiger variabel sein. Niedrigere Passagen, z.B. in Höhlen oder Wracks, erfordern, dass der Winkel teilweise stark reduziert wird und die Füße mehr in eine waagerechte Position übergeführt werden.

Die “Stellschrauben” des Trimm in Sidemount

Das Tauchen in Sidemount ermöglicht ein äußerst präziseres Feintuning der Wasserlage. Zu den Komponenten, die einen maßgeblichen Einfluss auf den Trimm ausüben gelten:

  • Die Art und das Gewicht der Flaschen sowie deren Positionierung
  • Die Menge an Bleigewichten und deren Anbringungsort
  • Form, Größe und Lage der Wingblase
  • Das Gewicht der Flossen

Alle oben genannten Punkte lassen sich am besten mit einem Buddy und/oder im Idealfall mit einer Video-/Bildanalyse detailliert betrachten und überprüfen.

Auf der Suche nach dem Trimm

Das Ausbalancieren der Ausrüstung kann, insbesondere aufgrund der Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten, ein sehr schwieriges und frustrierendes Unterfangen darstellen.

Sehr hinderlich ist oftmals, dass ein vorhandenes Ungleichgewicht im Trimm “unbewusst” durch eine falsche Körperhaltung kompensiert werden kann. So lässt sich eine Kopflastigkeit z.B. durch ein Abknicken des Beckens kompensieren, so dass die Füße in einem Winkel nach unten abstehen.

Von dieser Sorte gibt es viele Beispiele mit einer Gemeinsamkeit: Es wird die Auswirkung eines Haltungsfehlers durch das Hinzufügen eines weiteren Fehlers “kompensiert”, mit teilweise sehr unschönen Auswirkungen.

Es empfiehlt sich daher bei der Suche nach dem Trimm systematisch und schrittweise vorzugehen:

  1. Ermitteln der erforderlichen Bleimenge, um eine Über- bzw. Unterbleiung zu vermeiden
  2. Grundeinstellung des Gerätes
  3. Ermitteln des aktuellen Trimms bei korrekter Körperlage, z.B. über einer Plattform (kopf- oder fußlastig, Kippen nach rechts oder links)
  4. Anpassung der Gerätekonfiguration und Wiederholung von Punkt 3.

Das Gefühl für den Trimm entwickeln

Das A und O den perfekten Trimm zu finden liegt darin, selber ein Gefühl dafür zu entwickeln, in welcher Position sich der eigene Körper im Wasser befindet.
Optimal ist natürlich sich selber auf Video zu betrachten und mit eigenen Augen zu sehen wie man im Wasser liegt. Insbesondere in Situationen mit “Task Loading”, wie z.B. dem Schießen einer Boje, neigt der eigene “Ur-Trimm” zum Vorschein zu kommen.

Hilfreich ist aber vor allem auch “gefühlter” Feedback beim Tauchen, z.B. der Körperkontakt mit der Umgebung wie z.B. einer Plattform oder einer Röhre. In waagerechter Wasserlage sollte es zudem möglich sein, durch Anlegen des Kinn´s auf der Brust durch die Beine direkt nach hinten zu schauen.

Ganz sicher ist: Es lohnt sich den Aufwand zu betreiben, um sich optimal auszutrimmen. Ob als Basis für effektivere Flossenschläge, eine Reduzierung des Gasverbrauchs oder einfach deutlich mehr Spaß am Tauchen – die Liste der Vorteile ist lang.