Warum Sporttaucher auch vom Höhlentauchen profitieren können

Hallo Zusammen,

anbei ein paar Gedanken zum Thema Tauchen allgemein. Oft wird fälschlicherweise das Sidemount-Tauchen mit dem technischen Tauchen verbunden. Sicher – das Sidemount-Tauchen erwuchs aus den Notwendigkeiten des Höhlentauchens. Allerdings bedurfte dies nicht nur der Entwicklung einer sicheren und minimalistischen Ausrüstung sondern auch die Evolution diverser Fähigkeiten und Fertigkeiten. Diese werden von den Ausbildungsorganisationen ausnahmslos trainiert und als Basis für ein sicheres und genussvolles Erlebnis in extremen Umweltbedingungen angesehen. So ist es nicht verwunderlich, dass der normale Sporttaucher auch einige Aspekte dieser speziellen Tauchausbildung für sich abschauen kann. Nachfolgend haben wir Dir einige Aspekte ausgeführt. Viel Spaß beim Lesen.

Das Höhlentauchen lehrt Taucher unter anderem, wie z.B. in einer Overhead-Umgebungen (direkter Aufstieg nicht möglich) – einer der anspruchsvollsten Tauchsituationen überhaupt – richtig und sicher getaucht werden kann. Viele dieser Techniken und Fertigkeiten, welche während eines Cave-Kurses gelernt werden, bieten auch im Sporttauchbereich Vorteile.

Es gibt viele Bereiche, in denen Sporttaucher ihre Tauchfertigkeiten verbessern können und dadurch ihre Sicherheit verbessern und die Zeit unter Wasser besser genießen lassen. Es ist nicht notwendig, dass ein Freizeittaucher eine vollständige Höhlentauchausbildung absolvieren muss. Aber von einigen Teilen dieser Kurse kann auch ein Sporttaucher profitieren. Kernkompetenzen für das Höhlentauchen werden ab dem ersten Tag gelehrt. Von diesen Fertigkeiten, der Denk- und Herangehensweise in der Ausbildung, profitiert vor allem eine fortgeschrittene Tarierungs- und Flossentechnik. Viele dieser Techniken werden in allen Arten des technischen Tauchens erlernt. Mit Sicherheit kann aber behauptet werden, dass diese Fertigkeiten einen Taucher massiv voran bringen. In einer Weise, welche viele andere Kurse weit übertreffen.

Einige Kernkompetenzen/Techniken sind für alle Arten des Tauchens sinnig, während einige sehr spezifisch für das Höhlentauchen bestimmt sind. Ignorieren wir Letztere für den Zweck dieses Artikels. Wichtig ist, dass diese Tauchfertigkeiten meist miteinander ergänzen. Ein Fehler in einer Fertigkeit wird negative Auswirkungen auf die Qualität der anderen Techniken haben. Beispielsweise kann eine schlechte Angewohnheit sich negativ auf die Atmung oder Tarierung auswirken.

Tauchfertigkeiten, welche durch eine Cave Ausbildung verbessert werden kann:

1. Tarierungskontrolle:
Höhlentaucher lernen, wie man perfekt die Tarierung steuert – und das ohne unnötigem Rudern mit den Flossen oder Händen. Dies wird mit der richtigen Verteilung des Gewichts, der richtigen Atmung sowie einer guten Gerätekonfiguration erreicht.

Leider scheint die Bedeutung dieser Grundfähigkeiten den meisten Tauchern verloren gegangen zu sein. Für zu viele Taucher ist Überbleiung die Lösung aller Probleme. Komfort wird oft angeführt – irrtümlich. Denn dies könnte nicht falscher sein. Überbleiung hilft sicherlich einem Taucher beim Abstieg. Allerding dann ähnlich einem Anker. Lernen, wie man den Auftrieb mit regelmäßiger, ruhiger Atmung kontrolliert, dabei nur ein Minimum an Gewicht mitführt, führt zu Komfort und einem Tauchgenuss. In den Genuss der schwerelosen “Sensation” wird ein Taucher ohne einer exzellenten Tarierungskontrolle nie wirklich erfahren.

2. Trimmung:
Höhlentaucher lernen, wie man mühelos eine perfekte, flache Wasserlage erreicht. Dies wird durch den durchdachten Einsatz von Gewichten (nicht nur als Ballast) als Ausgleichssystem, aber auch durch die richtige Auswahl und Konfiguration des Tauchgeräts für eine gute Trimmung erreicht.

Durch eine gute Trimmung wird die Hydrodynamik verbessert, die Ausrüstung strömungsgünstiger ausgerichtet. Somit ist weniger Aufwand für den Vortrieb nötig. Der Taucher reduziert dadurch seinen Gasverbrauch. Dies sind die spürbaren Folgen einer perfekten Trimmung.

3. Flossentechniken:
Während der Höhlenausbildung lernen Taucher, wie man sich in jede Richtung bewegt – auch rückwärts. Du lernst den richtigen Flossen-Kick für die unmittelbare Umgebung, um negative Auswirkungen mit dem Grund, der Decke und der Wänden zu vermeiden. Vor allem aber vermeidest Du effektiv unnötig Sediment aufzuwühlen – und schonst dabei die Pflanzenwelt oder behältst einfach nur eine gute Sicht bei.

Effiziente Flossentechniken, wie der Frog-Kick, sparen Energie durch besseren Vortrieb bei weniger Aufwand, aber mit einem deutlich positiven Ergebnis für Atmung und Gasverbrauch. Verfeinerte Flossentechniken, die den Tauchern ermöglichen sich seitlich und rückwärts ohne Einsatz der Hände zu bewegen, sind perfekte Fähigkeiten, welche unter anderem Fotografen und Videofilmer bei ihrem Hobby oder Arbeit unterstützen. Natürlich ist die Kombination aus einer guten Flossentechniken mit einer guten Tarierung und Trimmung wesentlich für den Schutz der Riff- und Meereslebewesen.

4. Ausrüstungswahl:
Das Höhlentauchen unterliegt einer stetigen Entwicklung – vor allem erfolgten enorme Fortschritte im Ausrüstungsbereich. Die Ausrüstung selber sollte stets auf Basis der Bedürfnisse der Tauchumgebung und die des Tauchers gewählt und abgestimmt sein.

Sporttaucher können durch ein tieferes Verständnis für ihre Tauchausrüstung profitieren. Mit dem Wissen über vielseitig nutzbare und sinnvolle Ausrüstung (Tauchausrüstung ist Werkzeug und kein Spielzeug) kann sogar helfen Geld zu sparen – durch die Vermeidung von Fehlkäufen oder Anschaffung unnötiger Ausrüstung.

5. Ausrüstungskonfiguration und Strömungsoptimierung:
Höhlentaucher benötigen eine Ausrüstungskonfiguration, welche zugleich sicher und einfach genug ist, um einem Taucher in extremer Umgebung eine Problemlösung zu erleichtern. Bei der Konfiguration der Ausrüstung werden Höhlentaucher darauf vorbereitet, auf eine minimale, strömungsgünstige, sichere und zugleich zugängliche Konfiguration zu achten. Dies erhöht den Genuss und erlaubt sich mehr auf die Schönheit der Unterwasserwelt zu konzentrieren.

Sporttaucher, welche diesen Prinzipien und Denkansätzen folgen, werden feststellen, dass ihre Ausrüstung nun leichter und einfacher zu bedienen und dennoch gut organisiert ist. Minimale aber so komplett ausgerichtete Ausrüstung ermöglicht es in Notsituationen effizient zu reagieren. Die Reduktion auf eine minimale aber benötigte Ausrüstung reduziert den Wasserwiderstand, was wiederum den Gasverbrauch und die Vortriebseffizienz positiv beeinflussen.

6. Mentale Kontrolle und Stressmanagement:
Während einer Höhlenausbildung lernen Taucher wie man in Extremsituationen wie z.B. dem kompletten Sichtverlust, Verlust der Orientierung und/oder Richtung, Verlust eines Tauchpartners und vielem mehr umgeht. Dies erfordert eine starke geistige Kontrolle, eben rational in einer scheinbar unlösbaren Situation zu reagieren und Optionen zu erarbeiten anstelle in Panik zu verfallen.

Der Aspekt der geistigen Kontrolle und Stressmanagement ist für alle Taucher interessant und von Wert. Taucher wähnen sich oftmals in einem falschen Gefühl der Sicherheit. Nicht ahnend, dass sie in jedem Moment mit einer unerwarteten Situation konfrontiert werden könnten. Das Höhlentauchtraining lehrt, wie man effektiv mit Stress umgeht. Es wird gelehrt, wie Prioritäten zu setzen sind und diese dann in ruhigen Verhaltensmaßnahmen hilft, den Stress und die Wahrscheinlichkeit einer gefährlichen Panikreaktion zu reduzieren.

Was kannst Du mitnehmen?
Eine Höhlentauchausbildung schärft wichtige Tauchfertigkeiten wie Tarierung, Trimm und Flossentechniken. Zudem erhält der Taucher eine Einführung in diverse Konzepte einer fortschrittlichen Gasplanung und die Berechnung des Gasverbrauchs. Auch Taucher, die nicht unbedingt eine Höhlentauausbildung planen, profitieren künftig aus den erlernten Fähigkeiten/Fertigkeiten und deren korrekte Anwendung für eine anspruchsvolle Tauchumgebung. Und wer weiß, vielleicht beginnt mit einer Einführung in das Höhlentauchen Deine lebenslange und begeisternde Leidenschaft?!

(inspiriert von den englischen Originalzeilen von Alain Pocobelli, Inhaber “Cave Diving Training” in Playa del Carmen/Mexico, und Razor-Taucher)

Euer Team Sidemount-Forum.com
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Die Höhlentauchausbildung in Sidemount – Ein Überlick

Hallo Zusammen,

in den kommenden Wochen wollen wir Euch das Höhlentauchen in Sidemount präsentieren. Oliver/nakatomi hat sich viel Zeit genommen, um Euch auf eine spannende und interessante Weise an das Thema Höhlentauchen heranzuführen. Wir sagen an der Stelle Oliver ein dickes DANKE! Den Text haben wir ebenfalls im Forum gepostet. Sollten Fragen von Euch kommen, habt Ihr da eine gute Möglichkeit diese zu stellen. Oliver wird diese Euch sicher gerne beantworten. Und nun wünschen wir Euch viel Spaß beim Lesen…

Auf den ersten Blick erscheinen die Kursangebote für das Höhlentauchen in Sidemount sehr unübersichtlich. So existieren, je nach Verband, die unterschiedlichsten Sidemount Cave Specialty Kurse. Zudem gibt es Ausbilder und Verbände, die gar nicht in Sidemount ausbilden, alternativ zuerst eine Ausbildung in Backmount bis Full Cave verlangen, um danach optional in Sidemount auszubilden. Andere wiederum bilden “von Anfang an” in Sidemount aus.
Erschwerend sind zudem unterschiedliche Ansichten hinsichtlich der optimalen und zugelassenen Ausrüstung. Als Beispiele seien Flaschentypen sowie Schlauch-Konfigurationen und Längen genannt. Dieses “Wirrwarr” sollte Anlass für uns sein, um ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen.

Sidemount Tauchen in der Höhle

Für das Höhlentauchen in Sidemount gibt es sehr unterschiedliche Motivationen. Der klassische Ansatz wurde in den 60er und 70er Jahren in England und den USA entwickelt. Er diente dem Ziel die Flaschen möglichst so zu befestigen, dass sie unter Wasser bei Bedarf leicht abgenommen werden können. Die optionale “no-mount” Konfiguration dient dazu durch engste Passagen zu tauchen. Zudem hilft Sidemount beim Sump Tauchen die Flaschen wesentlich einfacher einzeln über trockene Passagen zu transportieren.

Ein weiterer Ansatz hat sich in den letzten Jahren ergeben und inzwischen auch im Bereich des Sporttauchens für eine außerordentliche Beliebtheit gesorgt. Er umfasst die systembedingten Vorzüge des Tauchens in Sidemount: Die Flaschen lassen sich einzeln transportieren, ganz im Gegensatz zu schweren Doppelpaketen. Der typische Sidemount Taucher empfindet darüber hinaus das Gefühl unter Wasser zu schweben als wesentlich angenehmer – verglichen mit Backmount. Ein neutraler Trimm ist in der Regel in Sidemount viel einfacher herzustellen. Kurzum, es macht einfach enorm viel Spaß!

Bedingt durch die gute Erreichbarkeit und Einsicht von Ventilen und Flaschen sowie den beiden komplett von einander unabhängigen Gasversorgungen, bietet Sidemount systembedingt gewaltige Sicherheitsvorteile. Diese Vorteile stellen insbesondere beim Höhlentauchen einen enormen Trumpf dar.

Die Verbände im Wandel der Zeit

Die Mehrzahl der führenden Höhlentauchverbände, als Beispiel seien TDI, IANTD, NSS-CDS und NACD genannt, haben auf die Beliebtheit von Sidemount reagiert und Anpassungen in ihren Kursprogrammen durchgeführt. Bei diesen Verbänden ist die Höhlentauchausbildung in Sidemount genauso wie in Backmount möglich.

In der Praxis bedeutet das, bereits der Cavern Kurs kann in Sidemount absolviert werden, alle weiteren Kurse bis Full Cave selbstverständlich genauso. Auch ist ein Wechsel innerhalb der Kurssegmente möglich, für diejenigen, die zwischendurch “umsteigen” möchten. Die Verbände haben erkannt, dass Sidemount für viele Taucher als Form der Ausrüstungskonfiguration favorisiert wird, nicht nur, um in “no-mount” oder solo in enge und staubige Gänge zu gelangen.

Eine Kernanforderung dieser Gleichberechtigung mit Backmount Tauchern ist, dass der Sidemount Taucher mit seinen konventionell in Backmount tauchenden Buddies “kompatibel” sein muss und auch die gleichen Übungen durchführt. Das bedeutet, dass alle Verbände verlangen, dass er wie üblich eine Longhose zur Gasspende in Engstellen bereitstellen kann.
Ein Cave Kurs, der in Sidemount durchgeführt wird, ist somit inhaltlich identisch mit einem Backmount Kurs. Das Brevet ist demzufolge ebenfalls das Gleiche.

Kann also ein Backmount Taucher, der Full Cave brevetiert ist, nach dem Kurs eigenhändig auf Sidemount umsteigen und damit in der Höhle tauchen? Absolut! So lange der Taucher sein Gerät sauber konfiguriert und beherrscht, spricht nichts dagegen sowohl in Back-, als auch in Sidemount zu tauchen.

Cave Sidemount Kurse

Nun stellt sich die Frage, was beinhalten denn die unterschiedlichen Sidemount Cave Kurse, die von den meisten Verbänden angeboten werden, wenn doch schon die “normalen” Cave Kurse in Sidemount absolviert werden können. Wo liegt also der Unterschied?

Alle oben genannten Verbände haben einen solchen “Sidemount Cave” Specialty Kurs im Programm, mit teils sehr unterschiedlichen Bezeichnungen. Sehr treffend drückt es der Verband IANTD aus, der seinen Advanced Sidemount Cave Kurs auch als Kurs zum “Sump Diver/No Mount Diver” betitelt. Damit ist klar, dieser Kurs qualifiziert für weit mehr als das was im klassischen Cave Kurs gelehrt wird, denn weder das Tauchen über Sumps (trockene Höhlenbereiche) noch das Ablegen von Tauchflaschen ist Bestandteil der Kurse bis Full Cave. Darüber hinaus verlangen die genannten Verbände üblicherweise auch eine beträchtliche Erfahrung von mindestens 50 Tauchgängen nach Full Cave, um mit den Specialty Tauchgänge wie Sidemount Cave überhaupt zu beginnen. Nicht zuletzt gelten für diese Art des Sidemount Tauchens auch potentiell andere Ausrüstungsvoraussetzungen. So können sich Flaschen aus Aluminium für das no-mount Tauchen als sehr vorteilhaft erweisen, da diese im Wasser neutraler sind als Stahlflaschen. Ebenso dürften kürzere Schläuche eine spürbare Vereinfachung mit sich bringen und die Gefahr eines Verfangens der Schläuche in Leine und Ausrüstung minimieren.

Fazit

Die großen Cave Verbände haben erkannt, dass Sidemount für viele Taucher die bevorzugte Ausrüstungsvariante darstellt. Entsprechend ist die Höhlentauchausbildung wahlweise in Back- oder Sidemount möglich und inhaltlich absolut identisch. Darüber hinaus sind die Grenzen der traditionellen Höhlentauchausbildung dort erreicht, wo der Sidemount Taucher sich temporär von seinen Flaschen trennt. Hierfür ist eine weiterführende Ausbildung zwingend erforderlich, um sich mit deren Hilfe optimal auf diese sehr speziellen Anforderungen vorzubereiten.

Hier ein paar Impressionen. Oliver wurde von seinem Buddy Laurent Miroult (Belgien) abgelichtet. Vielen Dank für die Bildfreigabe.

Hat es Euch gefallen? Wenn ja, dann folgt uns hier. In der kommenden Woche berichtet Oliver über “Die perfekte Wasserlage – Wege zum richtigen Trimm in Sidemount”. Freut Euch drauf!

Euer Team Sidemount-Forum.com
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Caves of the Dead – Interview mit Florian Huber

Hallo liebe Tauchgemeinde,

wie bereits angekündigt startet in den kommenden Tagen bundesweit in ausgewählten Kinos der UW-Film “Caves of the Dead” von Florian Huber und Uli Kunz. Die beiden zeigen die Schönheit und Gefahren der Cenoten, deren kulturelle Bedeutung in der Vergangenheit und aus heutiger Sicht. Euch erwarten faszinierende Bilder aus einer Umgebung, die die meisten von uns nie sehen werden. Nachfolgend findet ihr einen Auszug aus dem Interview mit Florian Huber, welches exklusiv durch das Sidemount-Forum für Euch geführt wurde.

Was sind die Besonderheiten, die man speziell beim Filmen, den Szenen und Einstellungen unter Wasser im Vergleich zu einer konventionellen Produktion beachten muss?

Gerade beim 3D Filmen kommt es zum einen auf eine sehr ruhige Kameraführung an, da die einzelnen Szenen sehr lange stehen, damit sich das Auge des Betrachters an den 3D Effekt gewöhnen kann. Dann ist natürlich die Ausleuchtung der Höhle wichtig, wobei wir nicht die ganze Höhle erstrahlen ließen, wie das mittlerweile bei vielen Fotografen zu sehen ist. Der Zuschauer soll „sehen“, dass er in einer dunklen Höhle ist. Ganz essentiell ist natürlich die Verständigung zwischen Licht, Kamera und Protagonisten unter Wasser. Vieles kann aber schon im Vorfeld bei einem guten Briefing geklärt werden.

Inwieweit waren Themen wie Nullzeit, Dekompression, Wiederholungstauchgänge etc beim Dreh aktuell und wie haben diese Faktoren die Dreharbeiten beeinflusst?

Zum Glück sind die meisten Höhlen Yucatáns sehr flach und mit Nitrox lassen sich die Nullzeiten ja auch noch deutlich steigern. Bei tieferen Tauchgängen haben wir Trimix verwendet und mussten halt dementsprechend dekomprimieren. Grundsätzlich haben wir versucht, einen langen Tauchgang pro Tag zu machen. Das hat allerdings nicht immer geklappt und so stand früh morgens die erste und Nachmittags die zweite Cenote auf dem Drehplan.

Wie viele Minuten habt Ihr unter Wasser gefilmt und wie viele Minuten seid Ihr dafür unter Wasser gewesen um eine Minute fertigen Film zu produzieren? Im Vergleich dazu, wie ist der Wert bei Filmaufnahmen über Wasser?

Wir waren 18 Tage lang vor Ort und täglich mehrere Stunden im Wasser. Gleichzeitig drehte ein zweites Team für die Dokumentation relevante Szenen über Wasser. Unter Wasser mussten wir täglich 5 Minuten „sendefähiges Material“ drehen. Hört sich wenig an, ist aber in der Tat eine Menge. Beim letzten James Bond waren es übrigens eine Minute pro Tag. Aber die hatten auch ein anderes Budget wie wir…

Wie viel Zeit wurde in die Tauchvorbereitung gesteckt, wie sah die Redundanzplanung aus, wie waren die Teams zusammengesetzt und welche Spezialisten haben Euch dabei unterstützt?

Wir haben sehr viel Zeit in die Vorbereitung und die Tauchgangsvorbereitung gesteckt. Uns kam natürlich zugute, dass wir den Großteil aller Drehort unter Wasser bereits aus den Jahren zuvor kannten. Dennoch mussten wir jeden Tauchgang mit Regisseur und Produzent besprechen, schließlich sollten wir ja deren Vorstellungen unter Wasser umsetzen. Unterstützt wurden wir von Robert und Richard Schmittner vom Xibalba Diver Center Tulum; dort wohnte das ganze Filmteam und auch unsere Logistik war hier angesiedelt. Robi ist ja nicht nur ein absoluter Kenner der Höhlensysteme; er und sein Bruder Richi waren bei einigen Tauchgängen auch als Safety Diver dabei. Sie verhandelten auch mit diversen Cenotenbesitzern, um an eine Drehgenehmigung zu gelangen. Wir verdanken den beiden sehr viel…

Welche Restriktionen gab es für die Backmount-Doppelgerät-Taucher?

Nun, da wo es zu eng wurde, steigen wir ganz einfach auf Sidemount um. Wir wollten damit auch zeigen, wie vielfältig die Höhlensysteme und die darauf abgestimmte Tauchausrüstung sein können. Die falsche Ausrüstung kann auch dazu führen, dass man die fragilen Bestandteile (z.B. Stalaktiten) der Höhlen unwiederbringlichen Schaden zufügt. Jeder, der dort das Privileg hat zu tauchen, sollte sich dessen immer bewusst sein. Die Geologie, Hydrologie, Archäologie und Biologie dieser Höhlensysteme ist weltweit einzigartig!

Gab es spezielle logistische Herausforderungen aufgrund der nicht vorhandenen bzw. zu schaffenden Infrastruktur wie dem Camp, der Luftversorgung (Flaschenfüllstation) und der vor Ort benötigten Ausrüstung? Wie habt Ihr diese Herausforderung gemeistert?

Wie die Jahre zuvor waren wir im Xibalba Dive Center in Tulum. Dort fanden wir wirklich eine perfekte Logistik inklusive schickem, kleinem Hotel. Robi und Richi sind über die Jahre Freunde geworden und wir fühlen uns dort mehr als wohl. Trimix haben wir uns allerdings bei den Jungs von Zero Gravity geholt, auch dort bekamen wir großartige Unterstützung.
Prinzipiell ist die Logistik zwischen Cancún und Tulum für Taucher eh sehr gut. Als Archäologe kenne ich da ganz andere Unterkünfte und Herausforderungen – z.B. ein Camp für 20 Personen für 6 Wochen mitten in der nubischen Wüste im Sudan zu errichten – da kommt nämlich Freude auf!

Welche Ausbildungs- und Erfahrungsstufen wurde für die Tauchgänge vorausgesetzt?

Unser Team der AMLA (AG für maritime und limnische Archäologie der CAU Kiel) besteht ausschließlich aus geprüften Forschungstauchern. Grundvoraussetzung um als deutscher Wissenschaftler abtauchen zu können. Darüber hinaus haben wir natürlich alle Zusatzausbildungen im Bereich Höhlentauchen, Sidemount, Scooter und Mischgastauchen. Unser Team arbeitet seit vielen Jahren zusammen und wir sind auch privat beste Kumpels, das erleichtert vieles bei der Arbeit und erhöht auch den Spaßfaktor.

Welche der von Euch gewählten Ausrüstungsteile haben sich in den Cenoten mehr und welche weniger bewährt? Warum?

Hm – schwierige Frage. Wir hatten eigentlich mit keinem unserer Ausrüstungsgegenstände besondere Probleme. Weder im Backmount- noch im Sidemount-Bereich. Gut gefallen haben uns die von Mares zur Verfügung gestellten Icon HD Computer – die farbige und permante Hintergrundbeleuchtung macht es sehr einfach, relevante Daten abzulesen. Ich selber schwöre auf meine Tilly Tec Lampe – die ist 2010 über 12 m Tief in eine Cenote gefallen und brannte noch immer…

Wird die Art der von Euch verwendeten Ausrüstungskonfiguration auch die nicht in Höhlen tauchende Sporttauchwelt erreichen?

Ha – ja in der Tat haben wir darüber mal in Mexiko bei den Dreharbeiten gesprochen. Das kann natürlich sein, wobei ich betonen möchte, dass die von uns verwendete Ausrüstung auf keinen Fall das Maß alle Dinge ist. Ich kann mir schon vorstellen, dass in diversen Foren heiß diskutiert werden wird, was wir da tauchen und warum. Letztendlich benutzen wir als Forschungstaucher aber die Ausrüstung, die für den Einsatz am praktikabelsten und effektivsten ist. Ein Tauchgang an einem Windpark in der Nordsee erfordert Vollgesichtmaske und Schlauchtauchanlage, da dies die Betreiber vorgeben. Und an einem Wrack in der Ostsee tauchen wir anderes als im „Tiefen Brunnen“ von Nürnberg, den wir letztes Jahr untersucht haben. Und in engen Höhlen in Mexiko wird Sidemount getaucht, was aber zugegeben sehr viel Spaß macht. Trotzdem: DIE Ausrüstungskonfiguration gibt es in unserem Beruf nicht. Wenn sich Leute was abschauen wollen, dann bitte, dass Redundanz und eine gute Ausbildung noch nie geschadet haben. Tauchsicherheit sollte immer an oberster Stelle stehen.

Haben sich signifikante Vorteile durch das Sidemount-Tauchen rausgestellt?

Es gibt durchaus Vorteile. Abgesehen davon, dass viele Systeme und Passagen in Mexiko eben so eng sind, dass man Backmount nicht durchkommen würde bzw. man damit die Höhlen beschädigen könnte, gibt es Sicherheitsvorteile (z.B. Erreichbarkeit und Kontrolle der Ventile), die man diskutieren kann. Ich habe übrigens die jeweiligen Vor- und Nachteile von Sidemount und Backmount auch in meiner Doktorarbeit behandelt. In der Arbeit geht es unter anderem um Arbeitseffizienz und Arbeitssicherheit unter Wasser. Als Nachteil empfand unser Unterwasserkameramann, dass er Sidemount weniger stabil im Wasser lag und dementsprechend manchmal Probleme hatte, die Kamera ruhig zu führen.

Welche Ausrüstung hast Du getaucht? Wurde Ausrüstung gesponsert?

Beim Sidemount Tauchen haben wir das Razor Harness benutzt. Wir kennen die Jungs dahinter und so lag es nahe, dieses System zu wählen. Dazu gab es robuste Halbtrockentauchanzüge von Mares. Beim Backmount Tauchen haben wir im Wesentlich auf Halcyon und DUI sowie eine GUE-basierte Konfiguration zurückgegriffen. Sowohl Mares als auch die BTS Europa AG haben uns super unterstützt. BTS hat uns einen Großteil der Ausrüstung (inkl. Scooter) gestellt und an die 15 Kisten nach Mexiko fliegen lassen. Vor einigen Wochen habe ich mir jetzt auch privat den HDV T 16 Scooter gegönnt – diese Dinger machen halt doch süchtig.

Wie siehst Du diese Art (Sidemount) von Tauchen bezogen auf Freiwasser?

Also ich bin ja Bayer, auch wenn ich seit 13 Jahren in Kiel lebe. Und dort unten sagen wir: Leben und Leben lassen! Ich selber tauche aus besagten beruflichen Gründen im Freiwasser kein Sidemount. Aber wenn´s gefällt, warum denn nicht? Soll jeder im Wasser glücklich werden mit der Ausrüstung, die ihm zusagt. Wichtig ist doch, dass wir alle immer wieder sicher auftauchen und da unten Spaß haben – egal ob Sidemount, Backmount, PADI, GUE, Forschungstaucher oder Freitaucher…
Wir hatten jedenfalls eine tolle Zeit in Mexiko und haben wirklich alles gegeben, um einen schönen und spannenden Film mit nach Hause zu bringen.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Gucken und hoffe, dass er Euch gefällt…

Vielen Dank Florian, dass Du Dir die Zeit für uns genommen hast!

Euer Team vom
Sidemount-Forum

Caves of the Dead – Unterwasserarchäologie aus Deutschland

Hallo Zusammen,

für alle Fans von UW-Videos und UW-Dokumentationen. Heute Abend könnt Ihr ab 22.15 Uhr in “Planetopia” auf SAT 1 – Unterwasserarchäologie in den Höhlen Mexikos sehen.
Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Euch in ausgewählten Kinos in Deutschland erwartet. In Stuttgart am 15.08.2013.

Des Weiteren dürft Ihr exklusiv hier im Forum ein Interview mit Florian Huber erwarten. Schaut rein!

Euer
Sidemount-Forum-Team

Bald im Kino – Unterwasserhöhlen: “Die Cenoten sind trügerisch”

National Geographic Deutschland bringt ab dem 15.08.2013 einen Film in ausgewählte deutsche Kinos. Hier ein paar interessante Facts und Daten. Florian Huber und Uli Kunz hatten die Federführung bei diesem Filmprojekt. Wer sind diese Beiden?

Florian Huber arbeitet seit 2002 als Forschungstaucher und lehrt an der Universität Kiel Unterwasserarchäologie. Seit 2007 beschäftigt er sich mit den mexikanischen Cenoten und promoviert zu dem Thema.
Uli Kunz ist studierter Biologe und arbeitet ebenfalls für die Universität Kiel als Forschungstaucher, er ist vor allem für die Dokumentation zuständig und arbeitet zudem als professioneller Unterwasserfotograf.

Die beiden zeigen die Schönheit und Gefahren der Cenoten, deren kulturelle Bedeutung in der Vergangenheit und der heutigen Sicht, faszinierende Bilder aus einer Umgebung, die die meisten von uns nie sehen werden.

Taucht mit ein in diese magische Reise unter die Erde und in eine längst vergessene Welt! Lasst Euch für einige Momente entführen und genießt die Schönheit eines unbekannten Teils unsere Erde.

Hier findet Ihr schon mal einen kleinen Trailer…

Viel Spaß im Kino!
Euer Sidemount-Forum-Team.